Ernährung von Arbeits- und Gebrauchshunden – Treibstoff für Höchstleistungen

Ein Mantrailer, der stundenlang konzentriert einer Spur folgt. Ein Lawinensuchhund, der sich durch Schnee und Eis kämpft. Ein Schlittenhund, der Tag für Tag unglaubliche Distanzen zurücklegt. Eines haben all diese Hunde gemeinsam: Sie leisten physisch und mental Außergewöhnliches – und genau das muss sich in ihrer Ernährung widerspiegeln.

Doch was genau braucht ein Hochleistungshund, um fit, gesund und leistungsfähig zu bleiben? Wie berechnet man seinen Energiebedarf? Und welche Fütterungsmethoden eignen sich am besten? Tauchen wir ein in die Welt der Sport- und Arbeitshundeernährung!


Wie viel Energie braucht ein arbeitender Hund?

Hunde, die täglich aktiv sind, haben einen deutlich höheren Energiebedarf als ein gemütlicher Sofabewohner. Doch wie berechnet man diesen Bedarf?

Der gesamte Energiebedarf eines Hundes setzt sich aus zwei Faktoren zusammen:

  1. Der Grundumsatz – also die Energie, die der Hund im Ruhezustand benötigt, um seine lebenswichtigen Funktionen (Atmung, Kreislauf, Stoffwechsel) aufrechtzuerhalten.

  2. Der Leistungsumsatz – die zusätzliche Energie, die durch Bewegung und Arbeit verbraucht wird.

Eine einfache Formel zur Berechnung des Grundumsatzes ist:

Individueller Energiebedarf (kcal) mal Körpergewicht (kg) hoch 0,75

Beispiel gefällig? Ein 30 Kilogramm schwerer Hund hat nach dieser Formel ein metabolisches Körpergewicht (MK) von 30 kg hoch 0,75. Das ergibt gerundet 12,82 kg MK. Der individuelle kcal-Bedarf wird in der Literatur zwischen 70 kcal und 220 kcal angegeben. Das ist natürlich eine riesige Spannweite! Häufig wird mit dem Wert 95 gerechnet und das wären demnach:

95 kcal mal 30 hoch 0,75 ergibt 1218 kcal/Tag

Der tatsächliche Energiebedarf eines Hundes ergibt sich dann aus der Multiplikation mit dem sogenannten Aktivitätsfaktor. Dieser variiert je nach Belastung und weiteren Faktoren:

  • 🐶 Gemütlicher Familienhund: 1,2 – 1,4

  • 🏃‍♂️ Aktiver Begleiter: 1,5 – 1,8

  • 🐕‍🦺 Arbeitshund im Training: 2,0 – 3,0

  • 🛷 Extrembelastung (z. B. Schlittenhunde): 3,5 – 5,0

Nun sieht man aber anhand der „Berechnung“ das eigentliche Problem: Der Energiebedarf läßt sich nicht wirklich berechnen…Denn sowohl der individuelle kcal-Bedarf (70 – 220 kcal) als auch der Aktivitätsfaktor haben eine enorme Spannweite und werden nur geschätzt.

A propos Schlittenhunde: Iditarod- oder Yukon Quest-Hunde verbrauchen laut Literatur (je nach Quelle) um die 12.000 – 15.000 kcal/Tag. Zum Vergleich: Ein Rennfahrer bei der Tour de France verbraucht ca. 5000 kcal/Tag auf flachen Etappen und ca. 8000 kcal/Tag auf Bergstrecken.


Kcal vs. kJ – Was steckt dahinter?

Wenn wir von Energie sprechen, fallen oft zwei Einheiten: Kilokalorien (kcal) und Kilojoule (kJ).

💡 1 kcal entspricht 4,184 kJ.

Um kcal in kJ umzurechnen, multipliziert man sie mit 4,184. Eine Futterration mit 1200 kcal hat also:

1200 kcal mal 4,184 ergibt 5021 kJ.


Makro- und Mikronährstoffe – Die Bausteine der Leistung

Ein Arbeitshund kann noch so gut trainiert sein – ohne die richtige Ernährung läuft nichts. Besonders wichtig sind Makro- und Mikronährstoffe.

Makronährstoffe: Die Energielieferanten

🔥 Fette – Die Hauptenergiequelle
Arbeits- und Sporthunde brauchen vor allem hochwertige Fette. Diese liefern die meiste Energie und sind leicht verdaulich.
Fette erfüllen strukturelle Aufgaben (Zellmembran – Lipiddoppelmembran), wirken regulatorisch im Zellstoffwechsel und machen fettlösliche Vitamine verfügbar. Metabolisch setzen sie zusätzliches Wasser frei – vorteilhaft bei höheren Temperaturen.

Beispiele für gute Fettquellen:

  • Fischöl (reich an Omega-3)

  • Geflügelfett

  • Rindertalg

🥩 Proteine – Die Muskelbausteine
Proteine sind entscheidend für den Aufbau und Erhalt von Körperstrukturen: Muskelaufbau und die Regeneration. Ein arbeitender Hund braucht daher mehr Eiweiß als ein normal aktiver Hund. Proteine werden für Stoffwechsel und Transport gebraucht und darüber hinaus für das Immunsystem.
Als Energiequelle spielen sie gegenüber den Fetten eine untergeordnete Rolle und liefern gerade einmal knapp die Hälfte der Energie der gleichen Menge an Fetten.

Gute Proteinquellen:

  • Muskelfleisch (Rind, Geflügel, Lamm), Innereien (teilweise)

  • Fisch

  • Eier

🌾 Kohlenhydrate – Sinnvoll, aber nicht essentiell
Und hier kommen wir zu einem spannenden Punkt: Brauchen Hunde Kohlenhydrate?

Die Antwort lautet: Jein.

Im Gegensatz zum Menschen, der auf Kohlenhydrate als Hauptenergiequelle angewiesen ist, kann der Hund seinen Energiebedarf vollständig aus Fett und Protein decken. Sein Stoffwechsel nutzt eine clevere Strategie namens Gluconeogenese, um aus Proteinen und Fetten Zucker herzustellen. Dies dient vor allem der Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels.
Kohlenhydrate in der Hundenahrung müssen aufgeschlossen sein – sonst sind sie nicht verdaulich. Im Fall von Reis, Kartoffeln usw. müssen sie also gekocht sein. Ballaststoffe und Rohfasern sind ebenfalls (komplexe) Kohlenhydrate und dienen der Aufrechterhaltung der Darmflora und Darmmotorik.

Kohlenhydrate sind also nicht essenziell – sie erfüllen aber eine wichtige Funktion bei der Energiebereitstellung:

  • Nach intensiven Trainingseinheiten zur schnellen Regeneration.

  • Als schnell verfügbare Energiequelle für Rennhunde oder Sprinter.

  • Wenn Fett und Protein nicht ausreichen, um den gesamten Energiebedarf zu decken.

  • Als Energiespeicher (Glycogen) in Muskelzellen und Körperfett.

Gute Kohlenhydratquellen für Hunde:

  • Gekochte Kartoffeln

  • Reis

  • Haferflocken

Mikronährstoffe: Die kleinen Helfer

Neben den Hauptnährstoffen braucht ein Hochleistungshund (und jeder andere Hund natürlich auch) Vitamine und Mineralstoffe. Vitamine sind organische Stoffe, Mineralien hingegen sind anorganische Stoffe. Beide kann der Körper nicht in genügender Menge selbst synthetisieren. Sie sind aber lebensnotwendig, ohne sie kann der Organismus nicht funktionieren. Folglich müssen sie über die Nahrung zugeführt werden

  • Vitamin B-Komplex – Unterstützt den Energiestoffwechsel.

  • Kalzium & Phosphor – Wichtig für Knochen und Gelenke.

  • Zink & Eisen – Essenziell für die Blutbildung und das Immunsystem.


Und schließlich: Wasser sollte jederzeit für deinen Hund zur Verfügung stehen!


Warum kleine Hunde einen höheren Grundumsatz haben

Hast du dich jemals gefragt, warum ein Chihuahua im Verhältnis mehr Futter braucht als ein Bernhardiner?

Kleine Hunde haben eine größere Körperoberfläche im Verhältnis zu ihrem Gewicht. Dadurch verlieren sie mehr Wärme und müssen mehr Energie aufwenden, um ihre Körpertemperatur zu halten. Ihr Stoffwechsel läuft daher auf Hochtouren – und das erhöht den Kalorienbedarf pro Kilogramm Körpergewicht.


Einflüsse auf den Aktivitätsfaktor

Wie viel ein Hund wirklich braucht, hängt von vielen Faktoren ab:

  1. Trainingsintensität – Je länger und härter das Training, desto höher der Bedarf.

  2. Tätigkeitsart – Ein Sprengstoffspürhund verbraucht weniger als ein Schlittenhund.

  3. Temperaturen – Kälte erhöht den Energiebedarf.

  4. Alter – Junge Hunde verbrennen mehr als ältere.

  5. Individuelles Temperament – Ein quirliger Hund braucht mehr Energie als eine Schlaftablette.

  6. Gesundheitszustand – Krankheiten können den Stoffwechsel beeinflussen.


Fertigfutter vs. BARF – Was ist besser?

🥫 Fertigfutter – Der bequeme Weg

✔ Praktisch & ausgewogen
✔ Leicht zu dosieren
✖ Qualität variiert je nach Hersteller

🍖 BARF (Rohfütterung) – Die natürliche Variante

✔ Kontrolle über die Zutaten
✔ Keine künstlichen Zusatzstoffe
✖ Erfordert Fachwissen für eine ausgewogene Ration


Fazit – Eine maßgeschneiderte Ernährung für Leistungshunde

Ein Hochleistungshund braucht mehr als nur „normales“ Hundefutter. Eine ausgewogene Mischung aus hochwertigen Fetten, Proteinen und gegebenenfalls Kohlenhydraten hält ihn in Topform. Egal ob BARF oder hochwertiges Fertigfutter – entscheidend ist, dass der Hund alles bekommt, was er für seine Arbeit braucht.

Denn eines ist klar: Ein Hund kann nur dann Höchstleistungen erbringen, wenn sein Körper optimal versorgt ist! 🚀🐕

In Teil zwei erfahrt ihr, wie wir unsere Hounds füttern und warum wir das so machen!