Zwischen Spätsommer und Rennsaison: Meine Trainingsphilosophie im Zughundesport
Der Regen hat sich (endlich) verzogen, und der Spätsommer zeigt sich von seiner besten Seite. Angenehm warme Temperaturen, Sonnenschein, entspannte Tage – und dennoch liegt ein leiser Hauch von Aufbruch in der Luft. Denn jeder, der ernsthaft Zughundesport betreibt, weiß: Der Frühherbst steht vor der Tür, und damit beginnt sie – die eigentliche Trainingszeit.
Während viele noch die letzten warmen Tage genießen, kribbelt es bei uns Canicrossern und Mushers schon wieder in den Fingern: Zeit, Kilometer zu machen, die Hunde wieder anspannen, Abläufe üben, die neue Saison vorbereiten.
Doch so unterschiedlich wie die Mensch-Hund-Teams sind, so verschieden sind auch die Trainingsansätze.
Zwischen Longdistance-Training und Einsteiger-Runden: Alles ist erlaubt
Es gibt keine eine richtige Art zu trainieren. Die einen starten mit kurzen, spielerischen Runden, um Ausdauer und Kraft langsam aufzubauen. Andere – etwa Longdistance-Musher – spannen die Hunde an einen schweren Trainingswagen, um gezielt Muskulatur aufzubauen, sobald die Temperaturen fallen. Wieder andere setzen auf Freilauf in Kombination mit gezielten Einheiten am Bike oder Scooter, um die Hunde auf Betriebstemperatur zu bringen.
All das ist legitim. Doch ich möchte in diesem Beitrag auf etwas anderes hinaus: meine ganz persönliche Philosophie, die ich über viele Jahre mit meinen Hunden entwickelt habe. Vielleicht hilft sie dem einen oder anderen weiter – oder inspiriert zum Nachdenken.
Jedes Training ist ein Rennen. Und jedes Rennen ist ein Training.
Das ist mein Leitsatz. Er hat mir in den letzten Jahren sehr geholfen – im Alltag, im Training und ganz besonders bei Rennen.
Wenn ich ein Training so ernst nehme wie ein Rennen, dann arbeite ich automatisch konzentriert, strukturiert und mit klarem Ziel. Ich erkenne Fehler, ich achte auf Details. Ich sehe, wo noch Luft nach oben ist. Gleichzeitig verliere ich aber nicht die Gelassenheit, wenn ich jedes Rennen auch als Training betrachte. Dann kann ich nämlich sagen: „Hey, heute war nicht alles perfekt – aber ich habe daraus etwas gelernt.“
Selbsterkenntnis: Fehler gehören dazu
Nach vielen Jahren mit Zughunden kann ich aus tiefster Überzeugung sagen: Hunde machen selten Fehler. Zumindest nicht, wenn man sie gut ausbildet, ihnen vertraut und ihre Bedürfnisse ernst nimmt. Besonders die menschenbezogenen Huskys und Hounds, mit denen ich arbeite, wollen ihren Menschen gefallen. Sie wollen ihren Job machen – und sie machen ihn gut.
Natürlich passiert es mal, dass ein Hund falsch abbiegt. Aber auch ich selbst mache Fehler. Und genau darum geht’s: Die Kunst ist es, diese Fehler zu akzeptieren – mit einem Lächeln – und sie dann gezielt im nächsten Training aufzuarbeiten.
Kein Training unter Stress!
Mein ganz persönliches no go: Gestresst ins Training zu starten. Vielleicht ist man spät dran, vielleicht hatte man einen stressigen Tag. Wenn ich heute spüre, dass ich unter Zeitdruck bin oder mein Kopf nicht frei ist – dann bleibe ich lieber daheim.
Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung gegenüber den Hunden.
Routine schafft Gelassenheit
Ein weiterer Punkt, den ich allen ans Herz legen möchte – gerade Einsteigern: Schafft euch Routinen.
Bereitet euch und eure Hunde immer auf dieselbe Weise vor. Gleicher Ablauf, gleiche Handgriffe, gleiche Kommandos. Das schafft Sicherheit – sowohl für euch als auch für eure Hunde. Und wenn ihr dann das erste Rennen startet, ist vieles schon automatisiert. Der Stresslevel sinkt. Selbst wenn die Nervosität kommt – die Abläufe sitzen.
Rennstart ohne Druck – mit Freude
Wenn man es schafft, jedes Rennen auch als Training zu sehen, dann nimmt das viel Druck aus dem System.
Natürlich: Man möchte performen. Man freut sich auf das „Go!“. Aber gleichzeitig denkt man: „Was soll schon passieren?“ Vielleicht crasht man, vielleicht war ein anderes Team heute einfach besser. Na und? Dann war es trotzdem ein geiles Training unter realen Bedingungen. Und das ist unbezahlbar.
Meine Frage an euch:
Ich bin neugierig – wie geht ihr an euer Training heran? Habt ihr auch eine eigene Philosophie entwickelt? Oder seid ihr eher intuitiv unterwegs, ganz nach Tagesform?
Schreibt mir gerne in die Kommentare oder teilt den Beitrag. Ich freue mich auf eure Gedanken!