Wenn man Zughundesport betreibt, braucht man natürlich ein Zuggeschirr für seinen Hund.

Was früher eine ganz einfache Sache war, etwa bei den Inuit oder Trappern und etwas später auch bei den ersten Mushern, die Schlittenhunderennen fuhren, ist heute anscheinend zu einer recht schwierigen Angelegenheit geworden. Anfangs zog man seinem Hund einfach das Geschirr über die Ohren, hängte ihn zusammen mit seinen Kumpels vor den Schlitten und fuhr einfach los – nicht nur vier, fünf Kilometer, sondern tage- oder wochenlang und legte dabei hunderte von Kilometern zurück.

Seit jenen Tagen hat sich vieles geändert. Zughundesport ist heute viel breiter aufgestellt, und vor allem die Mono- Zughundesportarten CaniX-Run, Bike und Scooter haben einen enormen Zulauf erfahren. Zudem werden heute viele unterschiedliche Hundetypen neben dem „klassischen“ Schlittenhund eingesetzt, und „moderne“ Hundetypen wie Eurohounds, Greyster oder German Trailhounds wurden speziell für diese Sportart gezüchte Selbstverständlich muss auch die Entwicklung von Equipment, im Besonderen von Zuggeschirren, mit diesen Trends Schritt halten. Und wenn man einmal sieht, mit welch einer schier unglaublichen Energie ein gut trainierter Hund im Geschirr loslegt, dann wird klar, warum ein gut passendes Zuggeschirr ein Ausrüstungsgegenstand von zentraler Bedeutung im Zughundesport ist.

Gleichzeitig stößt man heute aber auch auf viele unterschiedliche Meinungen und sogar Verunsicherung, was den richtigen Sitz eines Zuggeschirres angeht. Dies macht gerade den Einsteigern in den Sport das Leben schwer, und selbst „Profis“ haben mitunter Schwierigkeiten, das richtige Zuggeschirr für ihre Hunde zu finden.Wir haben vor einiger Zeit ein Video gemacht, das Euch wichtige Basisinformationen über Zuggeschirre liefert. Das Video, das ihr auch auf unserer Seite „Sledwork“ bei Facebook findet, haben wir hier noch einmal für Euch eingestellt.

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Auf zwei Aspekte sind wir in dem Video nicht eingegangen, nämlich auf das Polstermaterial und das Kreuz bei den Xback-Geschirren. Das möchten wir hier zusätzlich gerne tun.

Die Polsterung:

Wenn man ein Zuggeschirr polstert, muss man wissen, welches Material geeignet ist oder eher nicht und welches gar reibt.

In einigen Posts auf Facebook in den einschlägigen Gruppen oder Foren habe ich beispielsweise des Öfteren gelesen, Neopren ginge gar nicht, weil es scheuert. Man bräuchte also ein glattes Material für das Polster. Zeitgleich habe ich In einem großen englischsprachigen Forum Bilder von einem Hund mit starken Scheuerstellen am Hals gesehen, der ein Geschirr von Hersteller XYZ mit ganz glattem Polster getragen hat.

Was nun?

Es scheint so zu sein (und deckt sich im Übrigen mit unserer langjährigen Erfahrung), das dafür eben nicht maßgeblich das Material verantwortlich ist, sondern vielmehr die Passgenauigkeit und andere Faktoren, die eine mitentscheidende Rolle gespielt haben müssen.
Denn das Polster hat ja zunächst einfach materialunabhängig die Aufgabe, die Auflagefläche des Bandes zu vergrößern und damit den Druck pro Flächeneinheit zu reduzieren. Wenn etwas auf Dauer reibt, entstehen Scheuerstellen auf der Oberfläche. Und das möchte man auf dem Hundefell oder schlimmer sogar auf der Haut natürlich nicht haben.

Damit assoziiert jeder, der das Wort reiben oder Reibung in Verbindung mit Zuggeschirren hört, genau diese Scheuerstellen und somit hat „Reibung“ einen negativen Touch. Doch Reibung kann durchaus einen positiven Effekt haben. Schauen wir uns also die Reibung, in unserem Fall die Haftreibung, etwas genauer an: Haftreibung ist die Kraft, die zwei aneinander liegende Körper daran hindert, sich zu bewegen und ins Gleiten zu kommen.

Bei unserem Xback Active G3 haben wir neben einigen anderen Features, die dieses Geschirr außergewöhnlich gut machen, das Brustteil mit einem Einsatz aus Neopren verlängert. Die Kaschierung des Neoprens erzeugt auf dem Fell des Hundes so viel Haftreibung (Achtung: positiv!), dass das Geschirr in der Bewegung tatsächlich nicht mehr verrutscht oder zumindest die Tendenz zum Verrutschen deutlich minimiert ist.

Dies hat zu der Erkenntnis geführt und ist für uns sozusagen der rote Faden, das ein Geschirr nicht nur richtig passen muss, sondern dass es darüber hinaus ein Wechselspiel ganz unterschiedlicher Faktoren ist, die letztendlich darüber entscheiden, ob ein Geschirr am Hund funktioniert oder eben nicht. Denn im Sport gibt es in der Bewegung, auf Zug, beim Anbremsen und wieder Hinausbeschleunigen in und aus Kurven oder beim Spurwechsel sehr viel Dynamik, die ein Geschirr übertragen und ausgleichen muss. Genau das leistet unser Xback Active G3 ausgesprochen gut.

Das Kreuz bei Xback Geschirren:

Auch darüber wurde schon viel diskutiert, und selbst langjährige Zughundesportler sind sich bisweilen uneins, welche Bedeutung oder welcher Mehrwert dem Kreuz zugeschrieben werden kann.
Lässt man das Kreuz einfach weg, erhält man ein Geschirr der sogenannten offenen Form (Siwash, Openback oder Speedback). Die Idee dahinter war, dass sich der Hund darin freier bewegen kann. Allerdings haben sich diese offenen Geschirre nicht durchgesetzt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass man mit einem gut passenden Xback offensichtlich alles richtig und nichts falsch macht.

Was macht das X aber genau?

Es verbindet die Bänder, die den Halsausschnitt bilden und nach hinten zum Zugpunkt gehen, an mehreren Punkten. Damit sorgt es für eine gleichmäßigere Verteilung der Zug- und Druckkräfte, die wirken, wenn der Hund an der Zugleine zieht.

Damit das X diese Aufgabe erfüllen kann, darf es weder zu groß/weit (sonst könnte man es gleich weglassen), noch zu knapp bemessen sein.

Wenn ihr ein Euer Xback-Geschirr einmal seitlich hinlegt, dann sollten idealerweise der kreuzpunkt am Nacken, das Kreuz an sich und der Zugpunkt hinten auf einer Linie liegen. Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Geschirren, bei denen das Kreuz deutlich unterhalb dieser Linie liegt.
Betrachtet man in der Bewegung die Punkte am Nacken/auf den Schulterblättern und am Zugpunkt/auf den Hüftknochen als Fixpunkte, so hebt sich die Wirbelsäule durch Krümmung des Rumpfs im Galopp und senkt sich, wenn der Hund sich streckt.
Bei einem zu tief sitzenden X folgt also, dass der Hund, bzw. die Wirbelsäule in der Krümmung ständig gegen das X arbeiten muss.
Nun gibt es Hunde, die sich deutlich stärker im Galopp krümmen und Hunde, die ein flacheres Gangbild haben.
Hält man sich vor Augen, welche Zugkraft Hunde im Zughundesport aufbringen, dann kann man sich vorstellen, wie stark sie gegen ein zu knappes Kreuz arbeiten (müssen)!

Ein gravierendes Problem sehe ich für den Fall eines heftigen Crashs mit dem Schlitten oder Trainingswagen. Vor allem, wenn wegen einer möglichst verlustfreien Kraftübertragung hyperstatische Zugleinen (z.B. aus Dyneema) gefahren werden.
Hier hat ein Geschirr mit einem entsprechend großem X doch eine deutlich größere Sicherheitsreserve.

Gleichwohl sollte das X auch nicht zu groß sein. Dann könnten wir es gleich weglassen und wären wieder bei der offenen Form. Das X in der richtigen Größe bietet dem Hund in der schnellen Bewegung einen gewissen Gegenhalt. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Zugleine selbst, die selbst bei hohem Tempo immer noch leicht gespannt sein soll. Das gibt dem Hund Sicherheit und dem Menschen Kontrolle.

Fazit

Ihr seht also, das Thema Zuggeschirre ist komplex und erfordert eine etwas erweiterte Sichtweise, ist aber nicht unlösbar. Bei Fragen wendet euch an uns oder an einen unserer Fachhändler.

Manchmal wird auch empfohlen: Fragt einen erfahrenen Musher.
Dazu würde ich sagen „Jein“, auch wenn ihr mich jetzt steinigt. Fragt einen erfahrenen Musher, der mit der Zeit gegangen ist und an der rasanten Entwicklung im Zughundesport teilgenommen hat. Dann „ja“. Manche Musher sind aber in der Entwicklung irgendwo im Bereich der Jahrtausendwende stehen geblieben, was Hunde und Equipment angeht. Auch wenn sie den Sport heute noch machen. Dann bitte „nein“.

Euer Titus von SLEDWORK®