Die zur Herstellung von Zugleinen eingesetzten Materialien und Verarbeitungstechniken sind vielfältig. Genauso die Zusammenstellung der Leinen und die zum Einsatz kommenden Längen. Eine genauere Betrachtung lohnt also.

Im Prinzip könnte man jedes Seil oder auch Band nehmen und daraus einen Strick knoten, an den man seine Hunde anleint. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht…

Material und Herstellung von Zugleinen

Um Zugleinen herzustellen eignen sich Hohlgeflechte. Dies sind Seile aus multifilem Polyethylen oder hochfestem Dyneema. Wobei Dyneema ebenfalls ein Polyethylen ist.

https://dolezych.de/dyneema

Die Verarbeitung ist einfach, denn die Hohlgeflechte lassen sich gut spleißen. Die Spleiße, etwa der Brummellock Spleiß, haben eine hohe Festigkeit (in Abhängigkeit vom Material) über viele Belastungszyklen.

https://www.gleistein.com/assets/download_pdfs_images/Kataloge/8151531415/Spleibuchdeutschweb.pdf

Zudem kann bei Bedarf ein Drahtseil in das Hohlgeflecht eingearbeitet werden.
Polyprophylen scheidet wegen der sogenannten Glasübergangstemperatur eher aus. Dieser Effekt beschreibt, dass so genannte Polyprop bei einer Temperatur um den Gefrierpunkt und darunter einen starken Abfall seiner Bruchlast erfährt und so vergleichbar spröde wird wie Glas.
Natürlich ist dies auch wieder eine Sache der Dimensionierung, aber wer möchte schon mit einer Zentralleine in 20 mm Dicke fahren?

Zugleinen lassen sich auch aus Kunstfasern fertigen, die zu Bandmaterial oder Kernmantelseilen verarbeitet werden. Man könnte sie zwar wie beim Sportklettern knoten, aber normalerweise werden sie vernäht. Dies ist gängige Praxis bei Seilen und Bandschlingen, die im Industrie- und Baumklettern oder eben im Zughundesport ihre Anwendung finden.

Schließlich können Zugleinen auch aus Drahtseilen gemacht werden. Vor allem größere Teams nutzen Zugleinen aus Stahlseil gerne als „Trainingsleinen“. Die Augen oder Loops erhält man durch Verpressen mit Hülsen. Hier ist auf eine sorgfältige und fachgerechte Pressung zu achten.

Bruchlast und sichere Arbeitslast

Jedes dieser Materialien hat seine Berechtigung wie auch seine spezifischen Vor- und Nachteile. Somit bleibt es dem einzelnen Musher überlassen, für welche Zugleine er sich entscheidet. Wir werden häufig gefragt, welche Zugleine aus welchem Material wir empfehlen. Meistens geht es dabei um die zu erwartende Haltbarkeit beziehungsweise die (Dauer-) Belastbarkeit des Materials.

Man sieht es immer wieder und ist verwundert, dass so manche abgeranzte und halb durchgescheuerte oder -gebissene Zugleine aus Polyseil immer noch gefahren wird und noch (!) hält.

Um einen Anhaltspunkt zu geben, empfehlen wir Bruchlasten (Achtung: Die sichere Arbeitslast liegt deutlich darunter), die bei Kletterseilen und Anschlagmitteln beim Sportklettern oder bei der PSA (Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz) üblich sind. Für den gewerblichen Bereich gelten diverse DIN EN-Normen wie 1891, 892, 564. Für den privaten Bereich kann der UIAA-Standard Anwendung finden.

https://www.sachkunde24.de/de/modellverzeichnis/familie/10/

Die Systembruchlasten bewegen sich grob im Bereich von 20 – 25 kN (Kilonewton) oder 2 – 2,5 Tonnen. Systembruchlast, weil natürlich auch alle anderen Komponenten des Systems mindestens in diesem Bereich angesiedelt sein sollten. In diesem Bereich wäre man nach unserem Dafürhalten also gut aufgehoben.

Eine Kette versagt immer am schwächsten Glied

Die Bruchlast von 10 mm Polyethylenseil kann in einem Bereich von 0,8 – 1 Tonne liegen. Ein Seil aus Dyneema in 8 mm Stärke hat eine Bruchlast von 5,3 kN oder rund 5,3 Tonnen. Um die gleiche Bruchlast mit einem Edelstahlseil zu erreichen (Konstruktion 1 x 19) braucht man ebenfalls 8 mm Stärke, wobei 100 Meter dieses Seils bereits über 31 Kilo wiegen…

Lange Rede, kurzer Sinn: Es macht also keinen Sinn, eine 8 mm Dyneema-Zugleine zu nutzen und den Trainingswagen mit einem „Feuerwehrkarabiner“ aus dem Baumarkt zu befestigen, der vielleicht eine Bruchlast von 250 kg aufweist.

Dies könnt ihr vielleicht einmal bei eurer Hardware selbst checken und gegebenenfalls austauschen. Passende Karabiner wie zum Beispiel den Oval Power 2400 SCREW oder den Steel Oval Screw findet ihr in unserem Shop.

Wie lange halten Zugleinen?

Das ist eine richtig gute Frage!

Hier hilft folgender Link weiter:
https://www.bergsteigen.com/produkte/lebensdauer-von-kletterseilen/

Unter diesem Link findet ihr Empfehlungen, die meiner Meinung nach auch sehr gut auf Zugleinen und unseren Zughundesport anwendbar sind, und die man auch beherzigen sollte. In jedem Fall empfehlen wir, euer Material (in diesem Fall die sicherheitsrelevanten Zugleinen), regelmäßig zu überprüfen.

Wichtige Punkte sind auch:

  • Zugleinen trocken und dunkel lagern. Kunststoffe altern durch UV-Strahlung.
  • Reinigung: Nur Handwäsche mit klarem Wasser.
  • Kaputte Teile nicht weiterverwenden, sondern umgehend austauschen.

Zusammensetzung und Länge der Zugleinen

Zugleinen werden in der Regel komplett aus Einzelteilen zusammengebaut. Dadurch ist man sehr variabel und kann die Leine für weniger Hunde kürzen oder für mehr Hunde einfach verlängern. Zudem man kann Teile bei einer Beschädigung schnell ersetzen.

Ein bisschen komplizierter wird es bei der Länge der einzelnen Segmente. Auch hier spielen persönliche Präferenzen eine große Rolle, wenngleich es mir manchmal so vorkommt, als ob gerade die Fahrer großer Teams zumindest für mein Empfinden zu kurze Leine fahren.

Man kann es vielleicht auf den einfachen Nenner bringen: so kurz wie möglich, aber so lang wie nötig.

Sprintmusher werden tendenziell längere Leinen fahren, da der Anteil, den die Hunde im Galopp laufen, höher ist. Distance-Musher werden (oder können) kürzere Leinen fahren. Im Sprintmushing laufen die Leader häufig an längeren Tuglines. Die Hunde dahinter können so die Leader regelrecht „jagen“ und das Tempo hochhalten. Aber auch für die Wheeler nimmt man gerne längere Leinenelemente. Sinn und Zweck ist, dass die Wheeler in engen Kurven weiter nach außen laufen können und nicht regelrecht in das Kurveninnere gezogen werden – wo vielleicht schon der Trail endet und die Botanik beginnt.

Unsere neue Zugleine aus Dyneema® Core

Die Hauptlängen der Zugleine „Dyneema®-Core“ in den drei Ausführungen „Trail“, „Race“ und „Longdistance“ findet ihr hier:

https://zughundesport-shop.de/produkt/sportarten/mushing-sportarten/zugleine-edelrid/

Material der Zugleine Dyneema® Core

Das Core-Material ist ein Mix aus Nylon außen und einem Kern aus Dyneema® in der Leine.
Mit einer Bruchlast von „nur“ 1,6 Tonnen liegt das Material zwar am unteren Rand der Empfehlung. Dies wird aber durch die Wertigkeit und das geringe Gewicht mehr als ausgeglichen. Einen besonderen Kniff haben wir uns auch für die Konstruktion einfallen lassen. Alle Abgänge sind in eine separate Schlaufe eingehängt, sodass eine Fehlbelastung der Nähte an der Zentralleine ausgeschlossen ist.

Alleinstellungsmerkmal

Eine weitere Besonderheit unserer Zugleinen und damit ein Alleinstellungsmerkmal sind die unterschiedlich großen Augen an den Enden der Zentralleinen. Das Auge für die Tuglines ist kleiner, das für die Necklines aber deutlich größer. Dadurch haben die Necklines mehr Bewegungsfreiraum auf diesem Bereich der Zentralleine. Wir (und natürlich auch andere Kunden, die die so gemachten Leinen schon fahren) sind zu dem Schluss gekommen, dass dies zunächst denen zugutekommt, die ein nicht komplett homogenes Team fahren. Also Hunde unterschiedlicher Größe, unterschiedlichem Gangwerk und unterschiedlicher Leistungsabgabe.

Besonders positiv wirkt sich diese Machart der Leine aus, sobald das Tempo hoch wird und Störungen auftreten. Beispielsweise tritt ein Hund im Galopp neben den Trail in den tiefen, weichen Schnee. Solche Effekte kann die Sledwork-Zugleine deutlich besser ausgleichen, und Störungen wirken sich nicht so unmittelbar auf das komplette System aus. Ein „offenes“ System arbeitet also in manchen Fällen besser und effizienter als ein „geschlossenes“ oder „enges“ System. Sicher gibt es hierzu auch andere Meinungen und wir freuen uns, wenn diese als Reaktion auf den Blogbeitrag auch fleißig debattiert werden.