Ernährung von Arbeits- und Gebrauchshunden – Teil 2

Im ersten Teil dieser Miniserie haben wir uns damit beschäftigt, wie der Kalorienbedarf von („Leistungs-„)Hunden berechnet werden kann. Dabei ging es um die Rolle von Makro- und Mikronährstoffen inklusive Wasser und um die Unterschiede zwischen BARF und Fertigfutter.
Das Fazit: Die Theorie ist hilfreich – in der Praxis aber oft schwer exakt anzuwenden.

Besonders beim regelmäßigen Einsatz im Zughundesport, etwa im Canicross, Bikejöring oder Mushing, wird es knifflig.
Problematisch ist dabei vor allem:

  • Der Erhaltungsbedarf wird (Körpergewicht hoch 0,75) mit einer Zahl zwischen 70 und 220, dem individuellen Energiebedarf, multipliziert.

  • Der Aktivitätsfaktor muss grob geschätzt werden – was je nach Tagesablauf stark schwanken kann.

Man müsste praktisch ein Aktivitätstagebuch führen: Aufstehen, Strecken, Spielen, Rennen… Aber welchem Faktor entspricht das genau?
Alles nicht so einfach – und irgendwie auch nicht genau.


Die Alternative: Auge und Leistung entscheiden lassen

Ich finde, es geht auch viel einfacher – und viele erfahrene Hundehalter machen es ohnehin instinktiv richtig:
Den Hund nach Auge und Leistung beurteilen!

📋 Infobox: Zeichen einer guten Ernährung

✅ Glänzendes, dichtes Fell
✅ Klare, wache Augen
✅ Gute Muskeldefinition ohne Untergewicht
✅ Freudige Mitarbeit bei der Arbeit
✅ Ausdauer und Leistungsbereitschaft

Wer seinen Hund gut kennt und den fairen Vergleich nicht scheut, hat so eine wunderbar einfache und trotzdem aussagekräftige Methode, die Ernährung richtig einzuschätzen.


Was bekommen unsere Hounds?

Die Basis unserer Fütterung sieht so aus:

  • Frisches Rindfleisch, vorwiegend Stichfleisch (halsnahes Muskelfleisch, enthält Muskelfleisch, Fett und Blut)

  • Ergänzend Herz, Leber oder Geflügelteile wie Hähnchenschenkel oder Flügel mit Knochen

  • Ab und zu ein rohes Ei (mit zerstoßener Schale)

Dazu gibt es Fertigfutter, und zwar „Rind No. 81“ von Bubeck.
(Ich werde nicht gesponsert – ich füttere es aus Überzeugung, weil es nach alter Väter Sitte gebacken und frei von Fettüberzügen ist.)

Gemüse:

  • Möhre, Sellerie, Kohlrabi, Kürbis, Rote Beete oder Chinakohl – fein gehackt oder püriert

Kohlenhydrate:

  • Reis (Basmati oder Jasmin), gekochte Kartoffeln, Reste von Nudeln oder zur Not auch einmal fertiger Kartoffelbrei

Milchprodukte:

  • Joghurt (10 % Fett), Quark (40 % Fett), Hüttenkäse, Kefir oder Buttermilch

Obst:

  • Selten, aber gelegentlich Banane, Beeren, Ananas oder Melone

Öle und Fette:

  • Dorschlebertran, Leinöl, Olivenöl, Schweineschmalz und Kokosfett gegen Zecken.

Im Frühjahr gibt es zusätzlich Wiesenkräuter aus unserem Garten (Günzel, Brennnessel, Löwenzahn).
Im Herbst reiben wir gefallene Äpfel, im Winter ergänzen wir getrocknete Walnüsse vom eigenen Walnussbaum.

Supplementierung:

  • Wöchentlich eine Mischung aus Spirulina, Heilerde und Rinderknochenmehl – dezent und ohne Übertreibung.


Wie viel Futter gibt es?

Ich habe die Tagesration einmal grob anhand von typischen Nährwerten berechnet:

📊 Tabelle: Übersicht Futterbestandteile und Kalorien

Futterbestandteil kcal pro 100g/ml Menge/Tag kcal/Tag
Stichfleisch 255 kcal 1500 g 3825 kcal
Trockenfutter 340 kcal 1000 g 3400 kcal
Reis (trocken) 355 kcal 110 g 390 kcal
Gemüse (frisch) 25 kcal 350 g 88 kcal
Öl 820 kcal/100ml 100 ml 820 kcal
Gesamt 8523 kcal

Das entspricht bei sechs Hunden etwa 1421 kcal pro Hund und Tag in der Trainingszeit.


Anpassungen je nach Trainingsphase

Im Sommer, wenn wir weniger trainieren, reduziere ich die Trockenfuttermenge und lasse zusätzliche Kohlenhydrate weg. Sonst ändert sich nicht viel an der Ration.

Meine größeren und schwereren Hunde (31–35 kg) bekommen entsprechend mehr, die leichteren Hündinnen und mein kleinster Rüde entsprechend weniger.
Über den Sommer verlieren die Hunde kaum an Gewicht – das macht den Übergang ins Herbsttraining ab September/Oktober deutlich stressfreier.
Im Winter legen sie durch intensives Training und angepasste Fütterung wieder etwas an Substanz zu – genau so, wie ich es haben möchte.


Fazit

Die Methode „nach Auge und Leistung“ hat sich bei uns absolut bewährt.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Zustand meiner Trailhounds: Sie sind leistungsstark, ausgeglichen und gesund – und das über das ganze Jahr hinweg.
Mit einer guten Basisfütterung, etwas Fingerspitzengefühl und kleinen saisonalen Anpassungen lässt sich die Ernährung von Leistungshunden ziemlich unkompliziert gestalten.

Was sind eure Erfahrungen? Schreibt es gerne unten in die Kommentare.